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Neue Eimer aus altem Plastik! Die beste Verpackung war schon einmal eine Verpackung – nach diesem Motto bieten sich insb. Non-Food-Produkte für die Wiederverwendung auf Basis von aufbereiteten Kunststoffen an. Post-Consumer-Rezyklate (PCR), gewonnen aus haushaltsnahen Sammlungen der Gelben (oder auch der Wertstoff-) Tonne, spielen hier eine wichtige Rolle.

Warum ist die Aufbereitung der gesammelten Materialien aus der Gelben (und Wertstoff-) Tonne so wichtig? Polymere – also synthetische makromolekulare Substanzen, die für zahllose Verpackungen, Werkstoffe Oberflächenbeschichtungen oder Dämmstoffe verwendet werden – basieren in ihrer Herstellung zu mehr als 95% auf fossilen Rohstoffen wie Öl und Gas[1]. Durch eine zweite Nutzung im Rahmen der Kreislaufwirtschaft kann die erneute Förderung z.B. von Rohöl deutlich reduziert werden. Das zeigt auch ein Blick in die Geschichte: Während im Jahr 1990 die Siedlungsabfallwirtschaft die Umwelt noch mit ca. 38 Millionen Tonnen klimaschädlicher Gase belastete, zeigen aktuelle Studien, dass eine moderne, kreislauforientierte Abfallindustrie bereits signifikant zur Verbesserung des Klimas beitragen kann[2]. Zwar setzen Recyclingprozesse ebenfalls Emissionen frei und führen zu einem anteiligen Masseverlust des Materials. In der Summe senken die gewonnen Sekundärstoffe nach Angaben der Hersteller allerdings den Energiebedarf bei der Produktion von Papier, Kunststoffen, Glas und Metall um bis zu 50%[3].

Welche Rolle spielen Verpackungen in der Recycling-Debatte? Mit einem Anteil von bundesweit 31% (2017) stellt der Verpackungsmarkt einen der wichtigsten Einsatzbereiche für Kunststoffe in Deutschland dar. Innerhalb Europas liegt der Anteil mit knapp 40% sogar noch etwas höher[4]. Die Bedeutung der Sammlung von Verpackungsmüll in der Gelben (oder der Wertstoff-) Tonne ist somit alles andere als profan. Aber es geht noch deutlich besser! 2019 betrug der Anteil der aus Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) gewonnen, „neuen“ Verpackungen verglichen mit den insgesamt in Deutschland verarbeiteten Kunststoffmengen immer noch nur 7,2%[5]. Auch wenn dieser PCR-Anteil im Vergleich zu 2017 um 1,6% gestiegen ist, brauchen wir mehr Konzepte wie den grauen Recycling-Eimer von Jokey.[6]

Ein großer Schritt in die richtige Richtung! Verpackungen und andere Gebrauchsgegenstände, bei deren Herstellung und Design bereits über den Abfallzustand hinausgedacht wird, können einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau funktionierender Materialkreisläufe leisten. Ideen für Produkte, die zu 100% aus PCR bestehen, gibt es schon reichlich. Ein beeindruckendes Konzept bietet dazu auch die Schwarz Gruppe mit den Discountern lidl und kaufland. In Zusammenarbeit mit dem eigenen Umweltdienstleister PreZero bieten die beiden Märkte aktionsweise Haushaltswaren der Eigenmarken an, die komplett aus recyceltem Kunststoff bestehen und für ein lückenloses Kreislaufsystems stehen. Solche Ansätze zu fördern, liegt auch und vor allem in der Hand von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Schon jetzt sind Verpackungen aus recyceltem Material gut gekennzeichnet. Auch darauf sollten wir beim Einkauf achten!

[1] VDI Statusreport Kunststoffe und deren Verwertung 2020, Seite 6 (vdi-statusreport-gme-kunststoffe-und-deren-verwertung-juni-2020)

[2] BMU 2010, Recycling stoppt Treibhausgase, Seite 3 (Recycling stoppt Treibhausgase (umweltbundesamt.de))

[3] ebenda, Seite 5

[4] VDI Statusreport 2020, Seite 12

[5] Conversio 2020 Kurzfassung, Seite 7 (stoffstrombild kunststoffe in deutschland 2019.conversio-gmbh)

[6] Vgl. Conversio 2018 Kurzfassung, Seite 12 (Kurzfassung „Studie Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017“ – Plastics Europe DE)