Wissensarchiv A-Z

Bringsystem / Holsystem

Der Begriff Bringsystem bedeutet in der Abfallwirtschaft, dass der Abfallerzeuger seine Abfälle nicht vor seinem Haus oder wohnortnah abgeholt bekommt (Holsystem), sondern sie zu einer Entsorgungsanlage (z. B. zu einer Wertstoffinsel mit Glas- und Altkleidercontainern, zu einem Wertstoffhof der Gemeinde oder zum Wertstoffhof eines privaten Unternehmers) bringen soll. Dieses Prinzip gilt zum Beispiel in Bayern.

Im Gegensatz dazu, sammeln Bürgerinnen und Bürger im Holsystem ihre Abfälle in den jeweils dafür vorgesehenen Behältern oder Säcken, die von den jeweils zuständigen kommunalen und/oder privaten Entsorgern in regelmäßigen Abständen abgeholt werden. Um diesem Prinzip gerecht zu werden, veröffentlichen die meisten deutschen Städte und Gemeinden (außer in Bayern) so genannte Abfuhrkalender, die darüber informieren, wann welche Abfälle abgeholt werden (Papier, Gelbe Tonne/Gelber Sack/Wertstofftonne, Restmüll, Papier, Biotonne).

Die 2022 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Grafik zeigt, dass in Deutschland pro Kopf durchschnittlich 78kg Verpackungsmüll gesammelt wird. Beim Spitzenreiter Rheinland-Pfalz sind es sogar 94kg. Schlusslicht der Tabelle ist das Land Berlin mit nur 52kg pro Kopf. Die Bayern bringen es mit ihrem „Bringsystem“ auf durchschnittlich 70kg/Pers.

Chemisches Recycling

Chemisches Recycling oder auch ChemCycling ist kein rechtlich geschützter Begriff und kann eine Vielzahl von Verfahren bezeichnen, die Kunststoffpolymere in ihre Monomere bzw. chemische Grundbausteine zurückführen. Aus technischer Perspektive ist die Möglichkeit des chemischen Recyclings heute klar gegeben und viele der werkstofflich nicht zu verarbeitenden Kunststoffabfälle könnten auf diese Weise wiederaufbereitet werden. Allerdings ist dies nur möglich, wenn die Materialien vorher gesammelt und sortiert werden. Das Umweltbundesamt sieht deshalb aktuell keine Veranlassung, werkstofflich recycelte Stoffströme ins chemische Recycling umzuleiten, da die technischen und vor allem energetischen Vorteile fraglich sind. Der ökologische Nutzen von chemischem Recycling bleibt umstritten.

Umweltbundesamt (2020): Hintergrund Juli 2020. Chemisches Recycling, Chemisches Recycling (umweltbundesamt.de), zuletzt besucht 22. April 2022. 

Fossile Rohstoffe

Die Kunststoffherstellung besteht aus einer komplexen Abfolge unterschiedlicher chemischer Verfahren, bei denen fossile Rohstoffe wie Erdöl und Erdgas als Ausgangsstoffe verarbeitet werden. Ohne an dieser Stelle alle chemisch-physikalischen Abläufe aufschlüsseln zu wollen, lassen sich die wesentlichen Prozessschritte so darstellen: Bei der Kunststoffherstellung aus Erdöl wird zunächst Naphtha, auch Rohbenzin genannt, durch eine Reihe an Destillationsschritten gewonnen. Dabei wird das Erdöl in verschiedenen Temperaturschritten erhitzt, um einzelne Teilkomponenten – wie das Rohbenzin – zu gewinnen. In großen Raffinerien wird das Rohbenzin in einem nächsten Schritt unter dem Einfluss von Hitze und Dampf nochmals in weitere Teilbestandteile – u. a. Ethylen in Gasform – zerlegt. Aus den separierten Bausteinen bilden sich im Abkühlungsprozess Polyethylenketten, die verhärten und feste Form annehmen. Eine Vielzahl solcher festen Polyethylenketten bilden die Grundlage für Kunststoffgranulate, sie zum Beispiel zu Plastiktüten, Plastikbestecken, Kunstfasern, Küchenschwämmen und unendlich viel mehr Kunststoffprodukten verarbeitet werden.
Der Variantenreichtum von Kunststoffen, u.a. hinsichtlich ihrer Elastizität oder Temperaturbeständigkeit, ergibt sich durch viele weitere Arbeitsschritte im Herstellungsprozess oder die Beimischung unterschiedlicher Additive.
Um sich auch in der Kunststoffherstellung unabhängiger von der Verfügbarkeit der Rohstoffe Erdöl und Erdgas zu machen, wird aktuell intensiv geforscht. Neben dem vermehrten Einsatz von Rezyklaten sollen auch nachwachsende Rohstoffe oder das Treibhausgas CO2 bei der Produktion fossile Stoffe ergänzen oder langfristig ganz ersetzen.
Für alle, die sich noch einmal unterhaltsam mit dem Thema auseinandersetzen möchten, seien die alten Folgen der Sendung mit der Maus zum Schwerpunkt Erdöl empfohlen. Leicht zu finden unter https://spezial.wdrmaus.de/erdol. Oder schaut noch einmal Folge 4 unserer Serie „Kinderleicht“, die wir gemeinsam mit der JuniorUni in Wuppertal entwickelt haben. Ihr findet Sie hier.

Green Deal/Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist ein Produktions- und Konsummodell, bei dem vorhandene Materialien und Produkte so lange wie möglich gemeinsam genutzt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf ressourcenintensiven Sektoren wie Kunststoffen. Im Februar 2021 nahm das Europäische Parlament mit seinem „Green Deal“1 eine Entschließung zum neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft an, um bis 2050 eine kohlenstoffneutrale, ökologisch nachhaltige, giftfreie und vollständig kreislauforientierte Wirtschaft zu erreichen, einschließlich strengerer Recyclingvorschriften.

Was sind die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft? Gegenwärtig sind 45 % der CO2-Emissionen auf die Produktion von Materialien zurückzuführen, die wir tagtäglich verwenden. Die Sammlung von Verpackungsabfällen im Gelben Sack oder der Gelben Tonne hilft uns in Deutschland, diese Materialien zur Wiederverwendung bereitzuhalten. Der Übergang zu einer kreislauforientierten Wirtschaft wird Vorteile mit sich bringen, wie z. B. eine geringere Umweltbelastung, eine sicherere Versorgung mit Rohstoffen, eine höhere Wettbewerbsfähigkeit, die Förderung von Innovationen, eine Ankurbelung des Wirtschaftswachstums (zusätzliche 0,5 % des Bruttoinlandsprodukts) und die Schaffung von Arbeitsplätzen (700 000 Arbeitsplätze allein in der EU bis 2030).

1 Umweltbundesamt (2020): Hintergrund Juli 2020. Chemisches Recycling, Chemisches Recycling (umweltbundesamt.de), zuletzt besucht 22. April 2022.

Mechanisches Recycling

Mechanisches Recycling oder werkstoffliches Recycling ist quasi der Puls einer effizienten Kreislaufwirtschaft. Es wird nicht nur bei Plastikabfällen, sondern auch bei Metallschrott, Textilien, Holz und Problemstoffen wie Lithium-Ionen-Akkus angewandt. Das Sortieren, Zerkleinern und Schmelzen produziert wertvolle Sekundärrohstoffe, somit entgeht das Material dem End-of-Life-Management und tritt wieder in eine neue Nutzungsphase ein – optimaler Weise möglichst ähnlich dem Ursprungszweck.

Der Sekundärrohstoff, der aus Plastikabfällen produziert wird, nennt sich Rezyklat. Rezyklat, anstatt von frischem Plastik, dem Virgin-Plastik, zu verwenden, trägt wesentlich zum Klima-und Ressourcenschutz bei. Besonders in Krisenzeiten können Unternehmen auf diese Weise Kosten senken und damit wird der Rezyklateinsatz auch zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil. Das Im-Kreislauf-Führen von 1 Mio. Tonnen an Leichtverpackungen und anderem Kunststoffmüll kann rd. 3,8 Mio. Tonnen Primärressourcen sparen. Die Gesamtbilanz von 6 Mio. Tonnen Wertstoffen im Recycling: Es werden 32,3 Mio. Tonnen Rohstoffe gespart und der Ausstoß von 4,2 Mio. Tonnen Treibhausgasen wird verhindert.1

Neben der positiven Umweltbilanz kann durch den Einsatz von Rezyklat somit auch die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und externer Versorgung minimiert werden. Aus diesem Grund fordert die Verpackungs- und Recyclingindustrie bereits seit einiger Zeit eine gesetzliche Quote zum Einsatz von Rezyklaten.

1 RecyclingNews (2020): 1 Mio. Tonnen Kunststoffe recyceln – 3,8 Mio. Tonnen Ressourcen sparen (recyclingnews.de), zuletzt besucht 22. April 2022.  

Plastikgeschirr

Warum ist Plastikgeschirr noch im Verkauf zu finden? Seit dem 3. Juli 2021 dürfen einige Einweg- und Wegwerfprodukte wie Einwegbesteck aus Plastik sowie Wattestäbchen, Trinkhalme und Wegwerf-Essensbehälter in der EU nicht mehr produziert werden. Beim Stöbern durch die meisten Supermarktregale finden wir jedoch noch immer reichlich Einweggeschirre und -besteck aus Kunststoff. Die Erklärung: Um die (sinnlose) Vernichtung bereits hergestellter und ungenutzter Waren zu verhindern, dürfen vorhandene Bestände weiterhin im Handel abverkauft werden. Dies umfasst auch Produkte aus dem Lagerbestand von Online-Händlern. Andere Wegwerfprodukte, die derzeit vom Verbot ausgenommen sind (u. a. Feuchttücher) müssen ab dem 3. Juli 2021 speziell gekennzeichnet werden, um vor den durch Plastik verursachten Umweltschäden zu warnen und Verbraucherinnen und Verbraucher über die Entsorgung zu informieren.
Von Umweltverbänden wie dem NABU wird jedoch kritisiert, dass das EU-Einwegplastikverbot zwar ein wichtiges Signal setzt, aber nur eine überschaubare Anzahl an Produkten umfasst. Demnach sollte die Mehrweg-Förderung immer noch ganz oben auf der politischen Umsetzungs-Agenda stehen. Eine übersichtliche Darstellung, welche Einwegprodukte bisher nicht vom Verbot erfasst werden, finden Sie hier. Weitere Daten und Fakten zum Thema Einwegbesteck in Deutschland finden Sie hier.

Rezyklat

Aus sortierten Plastikabfällen wiedergewonnenes und wiederverwertbares Material heißt Rezyklat1 (aus dem Recycling-Prozess entstanden). Kunststoffrezyklate sind inzwischen in vielfältigen Anwendungen auf dem Markt. Studien belegen, dass sich der Einsatz dieser wiedergewonnenen Rohmaterialen in der Kunststoff- und Rohstoffindustrie zunehmend etabliert. Dazu tragen insbesondere die so genannten, in der Gelben Tonne/im Gelben Sack gesammelten Post-Consumer-Abfälle bei. Im Gesamtvolumen der Rezyklat-Gewinnung stellen sie derzeit einen Anteil von 7,2% und haben sich damit seit 2017 um fast 10% gesteigert2. Damit sich dieser Trend fortsetzt, sind innovative Lösungen zur Optimierung einer sauberen Mülltrennung unabdingbar. Interessante Ansätze liefert u.a. die Initiative HolyGrail 2.0 mit ihrem Konzept des digitalen Wasserzeichens, das alle Bestandteile einer Kunststoffverpackung markiert und so eine saubere maschinelle Trennung ermöglicht.

Rezyklat anstelle von Virgin-Plastik zu verwenden, trägt wesentlich zum Klima- und Ressourcenschutz bei. Besonders in Krisenzeiten können Unternehmen auf diese Weise Kosten senken. Damit wird der Rezyklateinsatz auch zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil. Das Im-Kreislauf-Führen von 1 Mio. Tonnen an Leichtverpackungen und anderem Kunststoffmüll kann rd. 3,8 Mio. Tonnen Primärressourcen sparen. Die Gesamtbilanz von 6 Mio. Tonnen Wertstoffen im Recycling hat 32,3 Mio. Tonnen Rohstoffe gespart und dabei der Ausstoß von 4,2 Mio Tonnen Treibhausgasen verhindert1. Neben der positiven Umweltbilanz wird auch deutlich, dass durch den Einsatz von Rezyklat eine Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und externer Versorgung minimiert wird. Die Verpackungs- und Recyclingindustrie fordert deswegen seit einiger Zeit eine gesetzliche Quote zum Einsatz von Rezyklat.

1 RecyclingNews (2020): 1 Mio. Tonnen Kunststoffe recyceln – 3,8 Mio. Tonnen Ressourcen sparen (recyclingnews.de), zuletzt besucht 22. April 2022. 

2 Vgl. Conversio 2018 Kurzfassung, Seite 12 (Kurzfassung „Studie Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017“ – Plastics Europe DE)

Taxonomie

Die EU-Taxonomie (Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rates vom Juni 2020) ist ein Klassifizierungssystem, welches darstellen soll, welche Wirtschaftstätigkeiten der Industrie und Unternehmen als ökologisch nachhaltig einzustufen sind. Dabei sollen nur jene Wirtschaftstätigkeiten als nachhaltig gelten, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klima- und Umweltziele leisten und gleichzeitig andere Umweltziele nicht gefährden, die sogenannte „Do No SignificantHarm“-Regel. Dahinter steckt die Idee, privaten und wirtschaftlichen Investoren eine Übersicht darüber zu ermöglichen, welche Investitionen nachhaltig sind. Zudem soll dieses Klassifizierungsinstrument im Sinne des European Green Deals für Transparenz sorgen und als Unterstützung bei der Umsetzung fungieren. Die Umweltziele der Taxonomie umfassen den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel, die nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, den Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme sowie die Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung.

Verpackungsmüll

Im Jahr 2020 wurden von deutschen Verbrauchern in der Gelben Tonne sowie in Glas- und Papiercontainern pro Kopf insgesamt 78 Kilogramm sortierte Abfälle gesammelt. Es ist klar zu erkennen, dass unser Verpackungsmüll trotz aller Bemühungen um Vermeidung stetig wächst und eine effiziente Sammlung und Trennung in Vorbereitung von Recyclingprozessen im Sinne der Rohstoffschonung immer wichtiger wird.

Ermutigend ist die Tatsache, dass das Volumen der über private Haushalte gesammelten Verpackungsabfälle allein von 2019 zu 2020 um 9,3% – das sind rund sechs 6 Kilogramm pro Person – gewachsen ist. Damit machen sie so genannten Leichtverpackungen, also Verpackungen aus Kunststoffen, Leichtmetallen und Verbundmaterialien, mit 32 Kilogramm pro Person den größten Anteil am Verpackungsmüll aus. Schon jetzt können 79% der in Gelben Säcken oder Gelben Tonnen gesammelten Materialen recycelt werden. Allerdings gehört in Deutschland die thermische Verwertung, also die Müllverbrennungsanlage, mit unter den Begriff des Recyclings. Die rohstoffliche Verwertung von Kunststoffen liegt mit 7,2 % auf einem niedrigen Niveau, das durch ehrgeizige Quoten weiter gesteigert werden soll.