Initiative geTon zu: ARD Doku „Die Recyclinglüge“ vom 20.06.2022

 „Die ARD-Sendung „Die Recyclinglüge“ geht an der Wahrheit glatt vorbei. Sie unterschlägt beispielsweise das Engagement der Industrie in Sachen Kreislaufwirtschaft: Immense Aufwendungen in Forschung und Entwicklung für die Vermeidung und Substitution von Plastik, für Sammlung und Trennung. Die Herstellung von Parkbänken, Bahnschwellen und Poller ist der Stand der 90er Jahre und völlig irreführend. Längst bietet die Recyclingindustrie innovative Angebote von Möbeln über Haushaltsgegenstände bis hin zu Kosmetikverpackungen: die Rezyklatquote für hochwertige Produkte ist gestiegen und liegt nicht bei 5, sondern bei 13 Prozent – Tendenz steigend (vgl. u. a. Conversio (2020): Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2019, Kurzfassung S. 7). Wasserflaschen aus PET werden nicht nur in Deutschland zu 98 Prozent gesammelt und dem Recycling zugeführt – wenn es ein Pfandsystem gibt (GVM (2020): Aufkommen und Verwertung von PET-Getränkeflaschen in Deutschland 2019, Kurzfassung S. 16).


Der Export von Sammelgut aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne liegt unter 1%, Gewerbeabfälle dürfen nur mit besonderem Nachweis außerhalb der EU verbracht werden.
Die Chemieindustrie trägt mit der Entwicklung von Bioplastik zur Substitution bei, schon weil die Herstellung aus fossilen Rohstoffen keine Zukunft mehr hat.  Es gibt eine durch Gesetze derart stimulierte Nachfrage von Rezyklaten in allen Bereichen, dass sie momentan gar nicht befriedigt werden kann, da spielen die Preise nicht die Hauptrolle! Und inzwischen ist auch Food Grade für Lebensmittelverpackungen aus dem recycelten Material möglich.


In Europa sorgt die Politik in Brüssel für Bewegung: mit hohen Recyclingquoten, Deponieverboten, Exportverboten für Plastikmüll, der Taxonomie und der Plastiksteuer für unbehandelte Abfälle und der CO2 Steuer auf die Verwendung von fossilen Rohstoffen. In dieser Branche bleibt kein Stein auf dem anderen, die gerade zu Ende gegangene weltweite Leitmesse IFAT in München hat die Hannovermesse abgehängt und eindrücklich bewiesen, wie stark die Kreislaufwirtschaft in Europa auf dem Vormarsch ist.
Und auch wenn noch viel zu tun bleibt und Kritik berechtigt ist – der Verzicht auf solche Fakten verdient für das Stück keine Einordnung als „Dokumentation“.

Bild: Screenshot aus der ARD-Mediathek vom 21.06.2022