Das deutsche Recyclingsystem ist eine Erfolgsgeschichte

Stellungnahme zu „Mogelpackung. Von wegen Vorreiter: Deutschlands Recyclingsystem ist Müll“, SPIEGELTITEL vom 19.01.2019

 

Zu dem Schluss, das deutsche Recyclingsystem sei gescheitert, kann man nur kommen, wenn man die Fakten großflächig außer Acht lässt.

Natürlich dürfen Abfälle nicht illegal exportiert werden. Die Basler Konvention enthält hier klare Regelungen, an die wir gebunden sind und nach bestem Wissen befolgen. Abfallexporte nach Malaysia, Rumänien oder anderswo, die dem nicht entsprechen, müssen sofort abgestellt und geahndet werden. Und ja, der SPIEGEL hat recht mit der Forderung nach mehr stofflichen Recycling.

Die deutsche Recyclingwirtschaft fordert eine solche Erhöhung der Recyclingquoten schon seit Langem, das nun vor ein paar Tagen in Kraft getretene Verpackungsgesetz zielt genau auf diese Förderung. In dem Zusammenhang ist es folgerichtig, dass in §13 des neuen Gesetzes erstmalig der Verbraucher ganz konkret in die Pflicht genommen wird, seine Abfälle getrennt zu sammeln.

Und es herrscht seit Jahren echte Aufbruchstimmung: Die meisten Beteiligten aus Industrie, Handel und Recyclingwirtschaft sind so aktiv wie nie, um noch mehr Recycling, also stoffliche Verwertung, zu ermöglichen. Durch den Start des Dualen Systems vor knapp 30 Jahren hat Deutschland im internationalen Vergleich einen deutlichen Vorsprung beim Aufbau und der Optimierung von Erfassungs- und Verwertungssystemen. Nur wenn wir hier konsequent weiter investieren, die zu erreichenden Quoten erhöhen, Hersteller für eine erhöhte Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen in die Pflicht nehmen und Recycling-Rohstoffe verstärkt zur Herstellung von neuen Produkten herangezogen werden, können wir diese weltweite Vorreiterrolle beim Recycling halten.

Zur Erfolgsgeschichte zählt:

  • dass weltweit einzigartig das Deponieren unbehandelter Siedlungsabfälle in Deutschland schon 2005 durch die „Technische Anleitung Siedlungsabfall“ verboten wurde. Das wäre ohne Mülltrennung nicht möglich gewesen, verschaffte dem Recycling einen enormen Schub und führte laut UBA zu einer Einsparung von rund 500 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.
  • dass der Abfall aus dem Gelben Sack, der Gelben Tonne oder der Wertstofftonne im Gegensatz zu Abfällen aus der grauen Tonne, die verbrannt werden, sortiert und quotennachweislich werkstofflich verwertet und wiederaufbereitet werden. Tendenz weiter steigend.
  • dass werkstoffliches Recycling also Rohstoffproduktion und Ressourcenschonung ist. Rund 14 Prozent des gesamten Rohstoffbedarfs der deutschen Industrie im Bereich Kunststoffe werden beim Recycling gewonnen und für die Herstellung neuer Produkte eingesetzt. Auch Abfalltonnen werden heute recycelt und neue aus Recyclingkunststoff hergestellt. Die erreichten Wertesind sicher ausbaufähig und genau deshalb hat es sich die Recyclingbranche in Deutschland zum Ziel gemacht, flankiert von hoffentlich klugen politischen Entscheidungen, mehr Anreize für den Einsatz von Recyclingrohstoffen zu schaffen.

 

Als Kronzeugen für die dualen Systeme lassen Sie den Vertreter des einzigen insolventen Systems, gegen den Strafanzeigen gestellt wurden, sein Betrugsmodell beschreiben und assoziieren, dass die gesamte Branche so handelt. Damit bringen sie diese in Misskredit, obwohl sie seit Jahrzehnten wesentlich zum Erfolg des Verpackungsrecyclings in Deutschland beigetragen hat und immer noch beiträgt. Ohne Einführung des privatrechtlichen dualen Systems und ohne die ständig weiter entwickelte Produktverantwortung hätten wir den Müllnotstand, vor dem Ende der 80er Jahre gewarnt wurde, nicht in den Griff bekommen. Ohne das Duale System gäbe es in Deutschland gar kein Verpackungsrecycling.
In Deutschland sehen wir nach wie vor eine große Bereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher, sich am Recycling von Verpackungen zu beteiligen. Dort, wo Kunststoff nicht ersetzt oder eingespart werden kann, bleibt die Bereitschaft zur Abfalltrennung die zentrale Grundlage für die hohe Effizienz unseres Sammel- und Recyclingsystems.

Das deutsche Recyclingsystem ist nicht gescheitert – nach Lage der Fakten nicht aus Sicht der Bevölkerung und nicht aus Sicht der Umwelt.

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