Unter dem Eindruck der Corona-Krise bereitet sich Deutschland auf erste vorsichtige Schritte in Richtung „neue Normalität“ vor. Damit bietet sich die einmalige Chance für einen großen Schritt im Kampf gegen den Klimawandel und hin zur Schonung der Ressourcen. Daran erinnert die Initiative geTon, die sich für eine Verbesserung der Kreislaufwirtschaft und des deutschen Recyclingsystems einsetzt.
Auch die Experten der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, betonen, dass in den Prinzipien der Nachhaltigkeit „enorme Potentiale für die wirtschaftliche Entwicklung liegen.“ Die geTon-Mitglieder begrüßen daher jede Anstrengung, um Deutschland und Europa mit recycelten Rohstoffen zu versorgen und diese im Sinne des Klimas nicht länger zu verschwenden. Außerdem fordert geTon durch einen angemessenen CO2-Preis die Weichen für mehr Klimaneutralität zu stellen.
„Wir verbrauchen in Europa für die Erzeugung von Kunststoffen steigende Mengen an Erdöl, anstatt gebrauchten Kunststoff als das einzusetzen, was er ist: eine gewaltige Rohstoffquelle“, bekräftigt Michael Wiener, CEO von Der Grüne Punkt. Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft dürften nicht wegen der aktuellen Corona-Krise vernachlässigt werden: „Damit würden wir auch die wirtschaftlichen Chancen liegenlassen, die eine Kreislaufwirtschaft bietet. Gerade die Corona-Krise zeigt, dass Europa bis zu einem gewissen Grad unabhängig agieren können muss. Die Kreislaufwirtschaft bietet die Chance, Europa bei der Rohstoffbeschaffung eigenständiger zu machen, und Wertschöpfung, die für den Wiederaufbau unabdingbar ist, in der EU zu behalten oder sie zurückzuholen. Dafür muss das werkstoffliche Recycling von Kunststoffabfällen, insbesondere von gebrauchten Kunststoffverpackungen, deutlich ausgebaut werden. “
„Wir erleben derzeit, dass viel zuhause gekocht, gespült und verbraucht wird, und wir sehen auch, dass sich viele Menschen vermehrt Gedanken darüber machen, wie man vernünftig haushaltet. Wie schön wäre es, wenn sich dabei auch die Mülltrennung als gute Nachhaltigkeitsroutine weiter etabliert“, unterstreicht Dr. Katharina Marquardt, Nachhaltigkeitsexpertin bei Procter&Gamble Deutschland, Österreich, Schweiz.
Wichtige Voraussetzung dafür ist die entsprechende Kennzeichnung der Verpackungen: „Ein einfaches Recyclinglabel mit farblicher Kennung ähnlich dem etablierten Energieffizienzlabel für Elektrogeräte könnte ein umweltbewusstes Konsumverhalten schaffen. Produzenten ließen sich so zur Einhaltung strikter Ökodesignvorgaben und dem Einsatz von Recyclingrohstoffen bewegen. Der Verbraucher ist auf der anderen Seite mit den Farben Rot, Gelb und Grün vertraut. Die Einordnung zwischen besonders umweltfreundlich und umweltschädigend erhält er also auf den ersten Blick“, unterstreicht Herwart Wilms, Geschäftsführer von Remondis, eine weitere Forderung von geTon.
„Im zweiten Schritt sollte der Verbraucher vollständige Informationen zur Nachhaltigkeit des Produktes abrufen können“, führt Wilms fort, denn vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern sei nach wie vor nicht klar, dass beispielsweise Kunststoff überwiegend aus Erdöl bestehe. „Werden Kunststoffverpackungen im Haushalt nicht richtig getrennt, geht uns dieser wertvolle Rohstoff unwiederbringlich verloren“, so Wilms.